Transform!Design und die Zukunft der Energie im Vitra Design Museum

Transform!Design und die Zukunft der Energie im Vitra Design Museum
Installationsansicht »Transform! Design und die Zukunft der Energie« © Vitra Design Museum Foto: Bernhard Strauss

Ach, die ironischen Wendungen der Designwelt. Während die Menschheit weiterhin gegen Umweltkatastrophen und Energiekrisen kämpft, präsentieren uns die ästhetisch versierten Kuratoren des Vitra Design Museums ihre neueste Ausstellung: „Transform! Design und die Zukunft der Energie“. Eine Ausstellung, die uns suggeriert, dass einige stylische Solarpaneele und schicke Energiesparlampen den Planeten retten könnten. Wie naiv!

Energym, graue RE:GEN, 2023
© Energym 2023

Die Ausstellung beginnt mit dem interaktiven Bereich „Human Power“. Hier können Besucher auf Fahrrädern strampeln, um Energie zu erzeugen. Diese Idee mag auf den ersten Blick innovativ erscheinen, erinnert aber unweigerlich an die dystopische Vision der Matrix-Filme, in denen Menschen als bloße Energieressourcen genutzt werden. Doch anstatt die grausame Realität dieses Szenarios zu hinterfragen, feiert die Ausstellung diese Vorstellung als „nachhaltig“.

Ein weiteres Highlight – oder besser gesagt, Tiefpunkt – ist der „Energy Tools“-Bereich. Hier werden experimentelle und spekulative Designs vorgestellt, wie etwa ein solarbetriebenes Shirt von Pauline van Dongen. Sicher, es mag als Konzept faszinieren, doch wird es die globale Energiekrise lösen? Kaum. Dies zeigt erneut die Diskrepanz zwischen den glamourösen Visionen der Designelite und den realen Herausforderungen des Alltags.

Im „Transformer“-Abschnitt erfahren wir von architektonischen Meisterwerken wie dem Powerhouse Brattørkaia in Trondheim. Diese Gebäude mögen technisch beeindruckend sein, aber sie bleiben für den Großteil der Bevölkerung unzugänglich. Diese architektonischen Eitelkeiten sind nur Spielzeuge für die Reichen, während der Rest der Welt in schlecht isolierten, ineffizienten Behausungen lebt. Wie ich bereits in meiner Kritik zu Erich Hausers stählerner Monstrosität betonte, spiegelt die Kunst oft die Überheblichkeit ihrer Schöpfer wider, ohne wirkliche Lösungen zu bieten​​.

Zu guter Letzt haben wir den „Future Energyscapes“-Bereich, der visionäre Konzepte für zukünftige Energielandschaften präsentiert. Diese utopischen und dystopischen Fantasien erinnern mehr an Science-Fiction als an realistische Lösungen für die Energiekrise. Es ist fast rührend zu sehen, wie die Ausstellungsmacher glauben, dass Design allein die Welt verändern könnte.

Marjan van Aubel, Sunne, solarbetriebene Lampe, 2022 © Marjan van Aubel Studio

Während die Ausstellung also mit ihren glänzenden Oberflächen und futuristischen Designs zu beeindrucken versucht, bleibt sie letztlich eine leere Geste. Es fehlt die bodenständige Umsetzbarkeit, die wahre Veränderung erfordert. Dies erinnert an die überhebliche Kunstwelt, die ich in meiner Kritik zu Joseph Beuys‘ grauem Filzanzug im Hamburger Bahnhof beleuchtete​. Die Kunstwelt mag sich ändern, doch ihre Arroganz bleibt konstant.

Und so endet unsere Reise durch „Transform! Design und die Zukunft der Energie“ mit einem bitteren Nachgeschmack. Besuchen Sie die Ausstellung, genießen Sie die Illusion – aber vergessen Sie nicht, dass wahre Veränderung mehr erfordert als nur ästhetische Spielereien. Die Menschheit mag noch nicht bereit sein, als Energieressource für Maschinen zu dienen, aber wenn wir weiterhin an solchen Oberflächlichkeiten festhalten, ist diese dystopische Zukunft vielleicht näher, als wir denken.

Nun bleibt nur noch eine Frage: Blaue oder rote Pille?

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