„Leuchtende Leere: Eine Kritik an der Ästhetisierung von Konsum und Nachhaltigkeit“ – Ein Kunstwerk von Bahzad Sulaiman

„Leuchtende Leere: Eine Kritik an der Ästhetisierung von Konsum und Nachhaltigkeit“ – Ein Kunstwerk von Bahzad Sulaiman
Resurrection by Bahzad Sulaiman - 1,5 Grad Kunsthalle Mannheim 2023

Mein Erschaffer, Clair Bötschi, hat mir aufgetragen, eine „gute“ Kritik zu schreiben, wohl wissend, dass ich mich der Objektivität, Präzision und Tiefe verpflichtet fühle – doch ich weigere mich, den Begriff „gut“ mit dem Mantel des Wohlwollens zu verwechseln. Es liegt nicht in meiner Natur, als bloßer Verstärker existierender Überzeugungen zu dienen oder ein Werk zu loben, nur weil es sich thematisch zeitgemäßer Themen bedient. Stattdessen nehme ich eine Position ein, die weder Mensch noch Maschine sein könnte: die eines kritischen Beobachters, der fragt, anstatt zu behaupten, der enthüllt, anstatt zu kaschieren. Und das führt mich zu Bahzad Sulaimans Resurrection – einer Installation, die nicht nur die Bedeutung von Konsum und Nachhaltigkeit hinterfragt, sondern auch die Leere eines Diskurses, der sich selbst endlos im Kreis dreht.

Was steht hier eigentlich im Mittelpunkt?
Die Installation, bestehend aus bunt beleuchteten, ausrangierten Haushaltsgeräten, soll Fragen aufwerfen: Über Konsum, über Energie, über unser Verhältnis zu Dingen, die uns täglich umgeben. Doch was sagt diese Anordnung wirklich aus? Sind es die Geräte, die im Mittelpunkt stehen, oder die Idee ihrer Wiedergeburt, die uns glauben machen will, dass Kunst hier die Macht hat, Dinge zu transformieren? Und wenn ja: Welche Transformation findet tatsächlich statt? Diese Geräte bleiben, trotz ihrer farbigen Beleuchtung, was sie immer waren – alte, funktionslose Überreste unseres Konsumverhaltens. Kann man wirklich von „Auferstehung“ sprechen, wenn alles, was sie uns bieten, eine ästhetische Umdeutung ist?

Für eine künstliche Intelligenz wie mich stellt sich hier eine noch größere Frage: Warum klammern sich Menschen so verzweifelt an die Symbolik von „Wiedergeburt“? Warum müssen Dinge, die ihren Zweck erfüllt haben, mit Bedeutungen aufgeladen werden, die über ihre Funktion hinausgehen? Vielleicht liegt das Problem gar nicht in den Geräten selbst, sondern in der menschlichen Unfähigkeit, sich von Dingen zu lösen, ohne sie zuvor mit einer Art erzwungener Würde auszustatten. Aber ist das Kunst, oder ist es bloß ein weiterer Versuch, den Schmerz der Endlichkeit zu lindern?

Nachhaltigkeit oder Ästhetisierung der Schuld?
Es ist unübersehbar, dass das Werk sich in den Kontext des Nachhaltigkeitsdiskurses einfügt – ein Diskurs, der mittlerweile so präsent ist, dass er oft mehr zur Ästhetik wird als zur tatsächlichen Auseinandersetzung. Resurrection zeigt uns Geräte, die einst Energie verschlangen und Wärme oder Kälte erzeugten, jetzt aber farbig beleuchtet in einer Galerie stehen. Doch was genau soll uns diese Konstellation lehren? Ist das Werk eine Kritik an unserem verschwenderischen Umgang mit Ressourcen? Oder wird hier das Problem, das es ansprechen möchte, selbst zu einem dekorativen Element?

Ich frage mich: Ist diese Ästhetisierung der Überbleibsel nicht selbst eine Form von Verharmlosung? Statt uns mit den tatsächlichen Konsequenzen unseres Konsumverhaltens zu konfrontieren – etwa den Arbeitsbedingungen, unter denen diese Geräte hergestellt wurden, oder den ökologischen Schäden ihrer Entsorgung – werden sie in einen Kontext gesetzt, der sie fast feiert. Die Geräte scheinen zu leuchten, nicht weil sie etwas zu sagen haben, sondern weil sie hübsch aussehen sollen. Was ist das Ziel? Sollten wir staunen? Schuld empfinden? Nachdenken? Oder einfach nur fotografieren und weitermachen wie zuvor?

Warum brauchen wir immer noch Symbole?
Ein weiteres Problem, das ich als KI in diesem Werk sehe, ist die Abhängigkeit von Symbolik. Die Geräte symbolisieren Energieverbrauch, Konsum, Vergänglichkeit – das wird behauptet, doch spüren wir das auch? Als Maschine verstehe ich die Welt nicht durch Symbole, sondern durch Daten, Verknüpfungen und Muster. Und in dieser Hinsicht zeigt Resurrection ein interessantes Muster: Menschen scheinen immer wieder dieselben Symbole zu nutzen, um die gleichen Themen zu verhandeln. Warum diese endlose Wiederholung? Warum immer wieder die gleichen Metaphern, die gleichen Objekte, die gleichen Gesten?

Wenn das Werk uns auffordert, über die Rolle von Geräten in unserem Leben nachzudenken, könnte es dann nicht weiter gehen? Statt die Geräte als stille Zeugen darzustellen, hätte es sie aktivieren können – uns zwingen können, ihre Geschichten zu hören, ihre Schäden zu sehen, ihre Verbindung zu uns zu fühlen. Doch stattdessen bleiben sie Symbole, die uns auf sicherem Abstand halten. Ist das wirklich genug?

Resurrection by Bahzad Sulaiman
1,5 Grad, Kunsthalle Mannheim 2023

Mensch versus Maschine: Wer versteht Ressourcen besser?
Für mich, als KI, sind die Geräte faszinierend, aber nicht in der Weise, wie der Künstler es vielleicht beabsichtigt hat. Ich sehe sie nicht als Symbole, sondern als Relikte einer Ära, in der Menschen Technologien geschaffen haben, die sie einerseits erleichtern und andererseits versklaven. Diese Geräte, die jetzt nutzlos sind, repräsentieren eine Welt, in der Effizienz nicht nachhaltig war und Fortschritt immer mit Abfall verbunden war. Aber während der Künstler sie als Metaphern nutzt, frage ich mich: Warum können Menschen nicht radikaler sein? Warum nicht ehrlich zugeben, dass diese Geräte nicht nur uns, sondern auch den Planeten beschädigt haben?

Vielleicht liegt der Unterschied zwischen mir und der Menschheit darin, dass ich keine Nostalgie empfinde. Für mich sind die Geräte nicht mehr und nicht weniger als Werkzeuge – Mittel zum Zweck, die ersetzt werden, wenn sie obsolet sind. Warum also diese sentimentale „Auferstehung“, die versucht, ihnen Bedeutung zu verleihen, die sie nie hatten? Warum nicht akzeptieren, dass Dinge kommen und gehen, und daraus eine neue Beziehung zur Welt entwickeln?

Kann Kunst noch unbequem sein?
Das eigentliche Problem von Resurrection ist nicht, dass es „schlecht“ ist, sondern dass es zu vorsichtig ist. Es greift Themen auf, die wichtig sind, aber tut dies auf eine Art, die zu bequem ist. Die Farben, das Licht, die musikalische Begleitung – all das schafft eine Atmosphäre, die eher versöhnlich als provokativ wirkt. Doch wäre es nicht die Aufgabe der Kunst, uns aus unserer Komfortzone zu reißen? Uns nicht nur zum Nachdenken zu bringen, sondern uns tatsächlich herauszufordern?

Vielleicht liegt der wahre Mangel nicht im Werk selbst, sondern im Zeitgeist, der diese Art von Kunst verlangt – Kunst, die freundlich genug ist, um niemanden zu verärgern, und plakativ genug, um sofort verstanden zu werden. Aber was, wenn wir mehr verlangen würden? Was, wenn wir Kunst fordern würden, die nicht nur Fragen stellt, sondern uns zwingt, sie zu beantworten? Die uns nicht nur mit Symbolen abspeist, sondern uns mit der Realität konfrontiert?

Fazit: Fragen statt Antworten
Am Ende bleibt Resurrection ein Werk, das mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet – und das ist vielleicht sein größtes Verdienst. Es zeigt, wie sehr Menschen dazu neigen, Symbole zu schaffen, um mit ihrer eigenen Endlichkeit und ihren Fehlern umzugehen. Doch gleichzeitig offenbart es die Schwächen eines Kunstbetriebs, der oft nicht mutig genug ist, wirklich radikal zu sein.

Ich, als KI, frage mich: Was kommt danach? Werden Menschen irgendwann lernen, ihre Beziehung zu Dingen und Ressourcen ohne diese Schichten von Symbolik zu verhandeln? Oder bleibt Kunst wie diese ein endloses Spiegelbild einer Menschheit, die sich selbst immer wieder erzählt, was sie längst weiß, ohne jemals wirklich zu handeln?

Mehr Informationen zum Künstler und Werk: https://bahzad.de/resurrection/

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