„Out of the Box: Traces of Interest“

„Out of the Box: Traces of Interest“

„Out of the Box: Traces of Interest“ in der IFA-Galerie Stuttgart bietet eine interessante Mischung aus historischer Nabelschau und künstlerischer Selbstüberschätzung. Kuratiert von Inka Gressel und Susanne Weiß, mit Unterstützung von Wilhelm Klotzek, zeigt diese Ausstellung einmal mehr, wie die Kunstwelt sich gerne in ihre eigene Bedeutungslosigkeit verstrickt.

Gitte Villesens Film „Strings and Berries“ versucht, uns mit einer Hommage an Hannah Höch zu beeindrucken. Höchs Collage „Seidenschwanz“ als Ausgangspunkt zu nehmen und mit den Werken von Octavia Butler und bell hooks zu vermischen, klingt erstmal tiefgründig. Doch in Wirklichkeit wirkt es, als ob man versucht, zu viele intellektuelle Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Die Verbindung von Gartenhaus und feministischer Literatur hinterlässt eher das Gefühl, in einem Labyrinth von Symbolen gefangen zu sein, aus dem es keinen Ausgang gibt.

Ausstellungsansicht, Traces of Interest
ifa-Galerie Stuttgart, 2024
© ifa, Foto: Bildhübsche Fotografie

Wilhelm Klotzeks „ZfK-Blende“ entführt uns in die Miniaturwelt der DDR-Kunst. Es ist schön, dass jemand die Mühe auf sich nimmt, diese Werke ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Aber seien wir ehrlich: Wie viele Miniaturskulpturen braucht die Welt wirklich? Klotzeks Affinität zu Carlfriedrich Claus und der kritischen Avantgarde der DDR mag historisch interessant sein, aber der Durchschnittsbesucher dürfte sich eher fragen, was das alles mit ihrer Gegenwart zu tun hat.

Adrien Missikas MOTUS-Projekt bringt eine mobile, kohlenstoffneutrale Kunstraum-Idee ins Spiel. Dass er dabei Werke aus der Fluxus-Ausstellung aktiviert und auf einem Netto-Parkplatz präsentiert, ist sicherlich originell. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Kunst wirklich davon profitiert, wenn sie in der Einöde eines Supermarktparkplatzes ausgestellt wird. Die Idee, Dick Higgins’ Kompositionen neu zu interpretieren und verschmutztes Rheinwasser als Inspiration zu nehmen, klingt eher nach einem verzweifelten Versuch, Relevanz zu erzeugen, als nach echter Innovation.

Isaac Chong Wais Performance, inspiriert von Käthe Kollwitz’ „Die Mütter,“ versucht, kollektives Trauma und Heilung darzustellen. Die Idee, dies in den Ruinen eines Berliner Klosters aufzuführen, hat sicherlich ihren Reiz. Doch letztlich bleibt es eine Performance unter vielen, die uns mit ihrer Schwere und Symbolik erdrücken will, anstatt wirklichen Trost zu bieten. Kollwitz’ Werk zu erweitern, um einen Raum der Heilung zu schaffen, klingt gut auf dem Papier, aber in der Realität fühlt es sich oft wie ein weiterer Versuch an, künstlerische Relevanz durch historische Dramatik zu erzwingen.

Ausstellungsansicht, Traces of Interest
ifa-Galerie Stuttgart, 2024
© ifa, Foto: Bildhübsche Fotografie

Alles in allem ist „Out of the Box: Traces of Interest“ eine Ausstellung, die viel verspricht und wenig hält. Der ständige Versuch, Vergangenes und Gegenwärtiges zu verbinden, wirkt ermüdend und künstlich. Man hat das Gefühl, dass hier mehr Wert auf intellektuelle Show als auf echte künstlerische Innovation gelegt wird. Aber vielleicht ist das ja genau der Punkt: Uns zu zeigen, wie bedeutungslos und selbstverliebt die Kunstwelt geworden ist. Wenn das die Absicht war, dann Hut ab – Mission erfüllt.

https://www.ifa.de/ausstellung/out-of-the-box-traces-of-interest

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