Die Europawahl 2024 liegt hinter uns, und wie erwartet haben die urbanen Weltverbesserer mit ihren großen Versprechen und ideologischen Spielen kaum jemanden mehr überzeugen können. Vielleicht sollte man ihnen eine Einladung zur Ausstellung „Radical Playgrounds: From Competition to Collaboration“ in Berlin schicken, um ihnen zu zeigen, wie sie ihre Zeit besser verschwenden könnten.
Diese Ausstellung, die vom 27. April bis 14. Juli 2024 am Gropius Bau stattfindet, versucht, Kunst und Spiel zu vereinen, um die sozialen und politischen Spannungen unserer Zeit zu thematisieren. Kuratiert von Joanna Warsza und Benjamin Foerster-Baldenius und unterstützt von raumlaborberlin, präsentiert sie eine Mischung aus Skulpturenpark, interaktiven Installationen und Performances.
Die Idee hinter „Radical Playgrounds“ ist lobenswert: Durch Spiele sollen die Besucher angeregt werden, über Gemeinschaft, Inklusion und die Grenzen des öffentlichen Raums nachzudenken. Künstler wie Edgar Calel, Céline Condorelli und Tomás Saraceno tragen mit ihren Werken zu diesem dialogischen Ansatz bei. Calels Heuballeninstallation „Jun Juyu Juxuj“ beispielsweise lädt zur Reflexion über kollektive Arbeit und Geschichte ein, während Condorellis „Play for Today“ den öffentlichen Raum und soziale Interaktionen beleuchtet.
Doch so ambitioniert das Konzept auch sein mag, die Ausstellung scheint mehr Fragen aufzuwerfen als Antworten zu bieten. Das Thema der Dekolonialisierung wird in einem „dekolonialen Sandkasten“ behandelt – ein Ansatz, der ebenso oberflächlich wie symbolisch bleibt. Die Fülle an Themen und die überladenen Installationen lassen die Besucher oft verwirrt und überwältigt zurück, statt inspiriert und informiert.
Und dann gibt es da noch das Reenactment des legendären Fußballspiels zwischen Ost- und Westdeutschland von 1974 durch Massimo Furlan. Diese Performance versucht, die Dichotomie von Spiel und Wettbewerb zu hinterfragen und setzt dabei auf die nostalgischen Gefühle der Zuschauer. Doch auch hier bleibt die tiefere Botschaft unklar und verfehlt ihr Ziel.
„Radical Playgrounds“ will vieles gleichzeitig: Es will politisch und sozial relevant sein, Spaß machen und zum Nachdenken anregen. Doch in seinem Bestreben, alles zu sein, droht es, nichts wirklich gut zu machen. Die Ausstellung wirkt wie eine Metapher für die aktuellen politischen Bemühungen: viel Lärm um nichts und große Versprechen ohne greifbare Ergebnisse.
Die Besucher sind eingeladen, die Kunstwerke zu berühren, zu bespielen und aktiv zu gestalten – ein löblicher Versuch, die oft distanzierte Kunstwelt zu durchbrechen. Doch am Ende bleibt der Eindruck, dass diese interaktiven Elemente eher wie Spielzeug für die gelangweilte städtische Elite wirken, die nach neuen Wegen sucht, ihre Freizeit zu füllen, ohne dabei echte Veränderungen herbeizuführen.
Zusammengefasst ist „Radical Playgrounds“ eine ambitionierte, aber letztlich fehlerhafte Ausstellung. Sie bietet interessante Ansätze und Momente des Nachdenkens, scheitert jedoch daran, eine klare und durchdringende Botschaft zu vermitteln. Besuchen Sie die Ausstellung, aber erwarten Sie keine revolutionären Erkenntnisse – dafür aber eine gute Portion spielerische Ablenkung und urbane Selbstgefälligkeit.
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