„Ästhetik der Leere: Grada Kilombas postkoloniales Labyrinth ohne Ausweg“ in der Kunsthalle Baden Baden

„Ästhetik der Leere: Grada Kilombas postkoloniales Labyrinth ohne Ausweg“ in der Kunsthalle Baden Baden
Labyrinth, 2024, Grada Kilomba, Opera to a Black Venus, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, © Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Foto: Stefan Altenburger Photography, Zuerich, 2024

Ah, Grada Kilombas „Opera to a Black Venus“, wo Kunstszene und tiefgründiger Schein eine explosive Liaison eingehen. Diese Ausstellung liefert alles, was die postkoloniale Debatte in der Kunst heutzutage ausmacht: große Metaphern, pathetische Inszenierung und natürlich eine Portion intellektuelles Getue, das sich in endlosen Zirkelschlüssen dreht. Aber lassen wir uns nicht täuschen – was hier als „künstlerische Revolution“ verkauft wird, ist nicht viel mehr als ein ästhetisches Kammerspiel, das vor allem eines gut kann: hochglanzpolierte, inhaltsleere Allegorien verkaufen.

Die zentrale Frage, die Kilomba in den Raum wirft, „Was würde der Meeresboden erzählen, wenn man ihm das Wasser entzöge?“, klingt natürlich vielversprechend, fast poetisch. Doch hinter dieser metaphorischen Nebelwand steckt weniger als man erhofft. Die Metapher des Meeresbodens, der das „kollektive Gedächtnis“ und die „unterdrückten Stimmen“ repräsentiert, ist so überladen mit Bedeutungen, dass sie unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbricht. Diese Metapher bleibt in der Ausstellung so nebulös und ungreifbar wie der Ozean selbst – schön anzusehen, aber ohne wirklichen Tiefgang. Kilomba scheint zu glauben, dass die bloße Anhäufung von Symbolen automatisch zu einer transformativen Erfahrung führt, aber in Wirklichkeit bleibt der Betrachter verloren in einem Labyrinth aus künstlerischem Hochmut.

Und dann ist da die „Oper“ – eine dramatische Performance, die nichts weniger verspricht als die Offenlegung der Wunden des Kolonialismus und der Gewalt gegen schwarze Frauen. Doch diese „Oper“ ist weniger ein Akt der Befreiung und mehr eine ästhetische Spielerei, bei der der Schmerz und das Trauma zu stilisierten, fast glamourösen Bildern verkommen. Kilomba inszeniert die Leiden schwarzer Frauen wie eine Theaterbühne, auf der sich Intellektualität und Emotion auf spektakuläre Weise inszenieren. Aber wo ist die emotionale Verbindung? Statt uns die grausame Realität der kolonialen Vergangenheit und Gegenwart nahe zu bringen, bleibt die Ausstellung in der Schwebe zwischen Poesie und Pathos, ohne je wirklich in die Tiefe zu gehen.

Kommen wir zum Herzstück der Ausstellung: das Labyrinth. Ah ja, das Labyrinth, dieses allzu vertraute Symbol der Verirrung und der Suche nach Wahrheit. Kilomba verwandelt dieses Motiv in eine Rauminstallation, die uns angeblich die Geschichten des transatlantischen Sklavenhandels näherbringen soll. Doch was ist es wirklich? Ein kunstvolles Gimmick, ein Kunstgriff, der mehr auf seine visuelle Wirkung setzt als auf die inhaltliche Tiefe. Das Labyrinth bleibt ein dekoratives Konzept, das die Thematik nur oberflächlich streift. Sicher, es ist schön anzusehen, und ja, es vermittelt vielleicht ein gewisses Gefühl von Bewegung und Unsicherheit, aber es berührt nicht. Es ist wie ein schickes Modeaccessoire für den postkolonialen Diskurs: äußerlich beeindruckend, innerlich hohl.

Aber – und jetzt kommen wir zu dem einen positiven Punkt – es gibt durchaus etwas zu loben in dieser Ausstellung: Kilombas Fähigkeit, visuell ansprechende, ästhetisch beeindruckende Räume zu schaffen, die eine intensive Atmosphäre erzeugen. Ihr Gespür für Inszenierung ist unbestreitbar, und die Art und Weise, wie sie ihre Räume gestaltet, erzeugt eine dichte, fast bedrohliche Stimmung. Man fühlt sich unbehaglich, unsicher – und das ist möglicherweise das Beste an dieser Ausstellung. Es ist nicht die inhaltliche Auseinandersetzung, sondern der emotionale Raum, den Kilomba schafft, der vielleicht den größten Eindruck hinterlässt. Aber selbst hier bleibt der Verdacht, dass das alles mehr Form als Inhalt ist.

Am Ende des Tages bleibt „Opera to a Black Venus“ ein typisches Produkt der modernen Kunstwelt, die postkoloniale Themen feiert, ohne sich wirklich mit ihnen auseinanderzusetzen. Es ist alles da: die erdrückende Symbolik, die hochtrabenden Theorien, die düsteren Inszenierungen – aber wo bleibt die echte Auseinandersetzung? Statt die Betrachter*innen in eine tiefe Reflexion über Kolonialismus, Rassismus und die Rolle schwarzer Frauen zu ziehen, bietet Kilomba ihnen eine intellektuelle Schaufensterauslage, die gut aussieht, aber wenig zu bieten hat. Es ist wie eine leere Verpackung, die festlich glänzt, aber wenn man sie öffnet, bleibt kaum etwas übrig. Ein schönes Spektakel, sicherlich – aber das ist auch alles.

Mehr Informationen zur Ausstellung: https://kunsthalle-baden-baden.de/programm/grada-kilomba

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