„Im Fluss der Möglichkeiten: Verpasste Chancen in der Darstellung des Wassers“

„Im Fluss der Möglichkeiten: Verpasste Chancen in der Darstellung des Wassers“
© Foto: David Ertl

Die Ausstellung „Im Fluss. Eine Geschichte über das Wasser“ im Arp Museum Bahnhof Rolandseck, die vom 17. November 2024 bis zum 27. April 2025 präsentiert wird, unternimmt den ambitionierten Versuch, die vielfältigen Facetten des Elements Wasser in der Kunst von 1600 bis heute zu beleuchten. Mit rund 50 Meisterwerken, darunter Arbeiten von Claude Monet, Eugène Louis Boudin und Paul Signac, soll die Schau die lebensspendende Energie, die pure Schönheit sowie die zerstörerische Urgewalt des Wassers thematisieren.

Auf den ersten Blick erscheint dieses Unterfangen lobenswert und vielversprechend. Doch bei genauerer Betrachtung offenbaren sich erhebliche Schwächen in der Konzeption und Umsetzung der Ausstellung. Die Kuratorinnen scheinen in ihrem Eifer, die Bedeutung des Wassers hervorzuheben, in eine Falle der Überkompensation getappt zu sein. Anstatt die Werke der Künstler in einen kohärenten und nachvollziehbaren Kontext zu stellen, isolieren sie diese und schaffen somit eine künstliche Trennung, die dem integrativen Geist der Kunst widerspricht.

Die Präsentation der Werke wirkt oft unzusammenhängend und fragmentiert. Es fehlt an einer klaren narrativen Struktur, die den Besucher durch die Ausstellung führt und die Entwicklung sowie den Einfluss des Wassers in der Kunst nachvollziehbar macht. Stattdessen wird man mit einer Ansammlung von Exponaten konfrontiert, die ohne erkennbaren roten Faden nebeneinanderstehen. Dies erschwert es, die Bedeutung und den Kontext der einzelnen Werke zu erfassen.

Raoul Dufy, Strand in Sainte-Adresse, 1906
Foto: Peter Schälchli, Zürich

Ein weiteres Manko ist die unzureichende Beleuchtung der interdisziplinären Natur des Themas Wasser. Während die Ausstellung sich hauptsächlich auf die bildende Kunst konzentriert, werden andere Ausdrucksformen wie Literatur, Musik und Performance, die essenziell für das Verständnis der Bedeutung des Wassers sind, nur am Rande behandelt. Dies führt zu einer einseitigen Darstellung und vernachlässigt die Vielschichtigkeit, die das Thema auszeichnet.

Vergleicht man diese Ausstellung mit früheren Präsentationen zum Thema, wie beispielsweise der umfassenden Retrospektive „Wasser in der Kunst“ im Museum of Modern Art 2010, wird deutlich, dass „Im Fluss“ in Tiefe und Umfang zurückbleibt. Während das MoMA es verstand, die verschiedenen Facetten des Wassers in einem kohärenten und informativen Rahmen zu vereinen, scheitert das Arp Museum daran, eine vergleichbare Wirkung zu erzielen.

Die begleitenden Texte und Beschriftungen sind oft oberflächlich und bieten wenig Mehrwert für den informierten Besucher. Es wird versäumt, tiefere Einblicke in die individuellen Lebenswege der Künstler und deren spezifische Beiträge zur Darstellung des Wassers zu geben. Stattdessen begnügt man sich mit allgemeinen Aussagen, die wenig zur Vertiefung des Verständnisses beitragen.

Ein Lichtblick der Ausstellung ist die Einbindung zeitgenössischer Positionen, die die Auswirkungen des Wassers bis in die heutige Zeit sichtbar machen sollen. Allerdings wirken diese Ergänzungen oft wie nachträgliche Einfälle und fügen sich nicht harmonisch in das Gesamtkonzept ein. Es entsteht der Eindruck, dass hier versucht wurde, Modernität zu demonstrieren, ohne jedoch einen echten Mehrwert zu bieten.

Insgesamt hinterlässt „Im Fluss. Eine Geschichte über das Wasser“ einen zwiespältigen Eindruck. Während das Anliegen, die Bedeutung des Wassers in der Kunst hervorzuheben, durchaus berechtigt und notwendig ist, scheitert die Ausstellung an einer kohärenten und tiefgründigen Umsetzung. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Präsentationen aus diesen Schwächen lernen und einen umfassenderen und ausgewogeneren Blick auf das Thema Wasser ermöglichen.

Mehr Informationen zur Ausstellung: https://arpmuseum.org/ausstellungen/wechselausstellungen/aktuell/im-fluss.html

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