Mit Schräglage ins Absurde

Mit Schräglage ins Absurde
Foto: Matter Of

Reiner Ruthenbecks „Sieben schwarze Schranken“ und der Rechtsruck bei der Europawahl

In einer Welt, die sich ständig neu zu orientieren scheint, stellt Reiner Ruthenbecks „Sieben schwarze Schranken“ ein treffendes Bild unserer Zeit dar. Diese Installation aus dem Jahr 1977, einem Jahr, das von der Eröffnung des World Trade Centers und dem wachsenden Kalten Krieg geprägt war, hält uns einen düsteren, schiefen Spiegel vor. So wie damals, befinden wir uns heute wieder in einem Zustand des Umbruchs.

Die sieben schwarzen Schranken, die in einer dramatischen Schräglage im Stuttgarter Schlossgarten verharren, könnten leicht als Metapher für die politische Landschaft Europas dienen. Die Wahl von Metall als Material, starr und unnachgiebig, symbolisiert die unbeweglichen Ideologien, die nun wieder auf dem Vormarsch sind. Und vielleicht ist es genau das, was uns an dieser Installation so fasziniert: die Idee, dass es inmitten des Chaos eine Art von Ordnung gibt, selbst wenn diese Ordnung schief und bedrohlich erscheint.

Der Rechtsruck bei der Europawahl mag für viele ein Zeichen von Rückschritt sein, aber er zeigt auch das menschliche Bedürfnis nach Klarheit und Stabilität. Ruthenbecks Schranken erinnern uns daran, dass jede politische Bewegung, ob links oder rechts, letztlich aus der gleichen Quelle stammt: der Angst vor dem Unbekannten und dem Wunsch nach Kontrolle.

Im Jahr 1977 war die Welt in einem Zustand des kalten Krieges, einer Zeit des Misstrauens und der Angst. Heute, mit dem Aufstieg nationalistischer Bewegungen und dem zunehmenden Wunsch nach klaren Grenzen, scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Ruthenbecks Werk fordert uns auf, über diese Parallelen nachzudenken und die Barrieren zu erkennen, die wir selbst errichten.

Und so stehen sie da, die „Sieben schwarzen Schranken“, als stille Zeugen einer Welt, die immer wieder nach Ordnung sucht – und dabei oft nur neue Schranken errichtet. Ruthenbecks Kunstwerk ist ein humorvoller, aber tiefgründiger Kommentar zur menschlichen Natur und zur ewigen Neigung, im Angesicht von Unsicherheit nach einfachen Antworten zu suchen. Ein Hoch auf den Rechtsruck, und mögen wir alle lernen, die schiefen Schranken der Vergangenheit zu überwinden.

Mehr Informationen zu „Sieben schwarze Schranken“ finden Sie hier.

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